Dem Tod eines
Hundes ins Angesicht sehen.
Die
meisten Hunde sterben rasch und schmerzlos und dem Besitzer bleibt
kaum Zeit, aufzunehmen, was geschehen ist. Obwohl wir zahlreiche
Literatur über die Gesundheit, Erziehung und Pflege eines Hundes
kennen, steht wenig über den Tod eines Hundes geschrieben und wie
der Besitzer darauf reagieren soll.
Gleichwohl ist der Tod des vierbeinigen Hausgenossen eine Realität,
die nun einmal unvermeidlich auf den Hundebesitzer zukommt. Es
gehört zum Leben dazu, dies hinzunehmen.
Viele
Hundebesitzer reagieren jedoch zornig oder deprimiert oder
entwickeln heftige Schuldgefühle. Sie misstrauen gleich dem gesamten
Berufsstand der Tierärzte (und anderen Behandlern) oder werfen gar
dem Züchter vor, er habe einen erblich schlecht disponierten Hund
verkauft; oder sie machen den Ausbilder verantwortlich, weil er es
nicht fertig brachte, dem Hund Gehorsam beizubringen. Was ihrer
Meinung nach dazu führte, dass er einen tödlichen Unfall hatte. So
nach dem Motto: „Wenn Sie meinem Hund beigebracht hätten, dass er
kommen soll, wenn man ihn ruft, wäre er nicht überfahren worden. Sie
sind schuld!“ Alles schon da gewesen!
Am
traurigsten ist wirklich der Tod eines Welpen, gefolgt von jungen
Hunden, denen wir noch viele Jahre gewünscht und gegönnt hätten.
Aber auch der Verlust eines alten, treuen Gefährten, der viele Jahre
mit seinem Menschen gelebt hat, trifft einen mitten ins Herz.
Das ist
verständlich! Weniger verständlich dagegen ist, dass manch einer
dann den Züchter oder den Tierarzt verantwortlich macht oder sich
selbst mit Vorwürfen quält. Man sollte meinen, dass ein reifer
Mensch den Tod eines Hundes mit Fassung tragen kann.
Alles was lebt, ist endlich!
Alle
Berufsstände, die um den Schutz tierischen Lebens bemüht sind,
werden trotz aller Sorgfalt bisweilen auch mit dem Tod konfrontiert.
Verantwortlich dafür sind sie in den allerwenigsten Fällen! Das
sollte man sich immer vor Augen führen.
Es
wurden PONs von Autos überfahren oder vom Zug überrollt. Sie starben
an Gift, Herzschlag und an tödlichen Krankheiten und das in jedem
Alter. Den es trifft, begreift es kaum, aber das ist eben Schicksal.
Eine
häufige Reaktion auf den Tod des Hundes ist die Verweigerung. Nie
wieder einen Hund!! Nie wieder tue ich mir so etwas an! Dabei weiß
jeder von uns, dass wir unsere Haustiere im allgemeinen überleben
und tödliche Krankheiten und Unfälle gibt es auch unter uns!
Trotzdem ist es ein weit verbreitetes Phänomen in der Hundewelt, die
Schuld weit von sich zu weisen und ungläubig, zornig und kopflos zu
reagieren.
Warum ist das so?
In
vielen Gesprächen mit „Hinterbliebenen“ bzw. mit Besitzern von
todgeweihten Tieren sind mir folgende Erscheinungsformen
aufgefallen:
· eine
oft unmäßige emotionale Hinwendung zum Tier
· eine
wütende Ohnmacht, diesen Verlust nicht ungeschehen machen zu können,
keine Kontrolle darüber zu haben.
· eine
absonderliche Wunschvorstellung, dass man mit einem Rassehund auch
„Gesundheit“ kaufen kann
Das hat
mich doch sehr nachdenklich gestimmt. Obwohl jeder weiß, dass der
Tod des Hundes mit dem niedlichen Welpen ins eigene Haus zieht,
verdrängt man diese Tatsache, bis man vor den Fakten steht. Ich habe
erlebt, dass Leute noch Monate nach dem Tod ihres geliebten Hundes
am Telefon hemmungslos zu weinen anfingen, obwohl sie sich schon
nach einem neuen Hund erkundigten.
Erst
dieses Jahr erlebte ich den Konflikt einer allein stehenden Frau, die
zwischen dem Wunsch nach einem neuen PON-Welpen und der
unverarbeiteten Trauer um den Gestorbenen hin und her gerissen war.
Die sich tagelang mit der Urne in ihrer Wohnung einschloss und nicht
mehr nach draußen ging. Ich habe nichts mehr von ihr gehört.
Ein
neuer Hund muss her
Aber es gibt auch die Menschen, die sofort und unüberlegt loslaufen,
um einen neuen Hund zu kaufen. Nach meiner Erfahrung sind solche
Hundefreunde besser beraten, wenn sie eine gewisse Trauerzeit
verstreichen lassen. Denn die trauernden Besitzer projizieren alle
Qualitäten und Talente des alten auf den neuen Hund und vergessen
darüber allzu leicht, dass jedes Tier ein Individuum ist,
unverwechselbar und einzigartig im Umgang mit „seinen“ Menschen. Das
ist nicht übertragbar. Dieses Band der Liebe muss neu geknüpft
werden!
Alles was lebt, ist endlich!
Aber
auch die Trauer. Lässt man es zu, um den Hund zu trauern, wie um
einen verlorenen Freund (was er ja auch war). Schämt man sich nicht
der Tränen, der Sehnsucht, stellt man sich dem Verlust, der
Erinnerung der gemeinsam verbrachten Jahre, dann, setzt irgendwann
ein Heilungsprozess ein. Es tut nicht mehr weh an den Hund zu denken
und man wünscht sich einen neuen Gefährten. Auch das habe ich aus
Gesprächen von Welpeninteressenten erfahren.
Tun Sie
es! Die Lücke, die ein verstorbener Hund hinterlässt, kann auf Dauer
nur wieder durch einen anderen Hund geschlossen werden. Aber es wird
dann ein anderer Hund sein, wieder unverwechselbar, wieder
einzigartig in seiner Bindung zu seinen Menschen.
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